Historischer Vortrag mit Dr. Gerrit Himmelsbach
Gramschatz im Jahr 772 und zur Zeit Karls des Großen
Gramschatz - In der Reihe der diesjährigen Festveranstaltungen „1250 Jahre Gramschatz“ ging es bei einem historischen Vortrag um die Zeit Karls des Großen (747 bis 814). Der westeuropäische Herrscher war König des Fränkischen Reiches, als „Cramfesnesta“ in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Fulda am 20. Januar 772 zum ersten Mal erwähnt wurde.
60 Gäste waren in das Gramschatzer Sportheim gekommen, um die Ausführungen von Dr. Gerrit Himmelsbach zu hören und Rückfragen zu stellen. Der Aschaffenburger ist profunder Kenner der fränkischen Geschichte und Kulturlandschaft, Initiator der Europäischen Kulturwege und Vorsitzender des Spessartbundes. In Gramschatz ist er kein Unbekannter, zumal hier den Jahren 2010 und 2014 zwei Kulturwege eröffnet wurden.
Dr. Himmelsbach hatte allerlei Bildmaterial mitgebracht und erzählte von der Vor- und Frühgeschichte, von Hügelgräbern aus der Steinzeit, mittelalterlichen Wegen oder von der Zeit der Völkerwanderung. Es ging um Thüringer, Alamannen, Burgunder, Merowinger und Franken, um Siege und Niederlagen und längst vergangene Klöster, Reiche, Gaue und Herrscher.
Immer schon hat im Rodungsdorf Gramschatz der Wald eine wesentliche Rolle gespielt. Er war ein Königsforst und gehörte zur Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung zum Werngau im rechtsrheinischen Ostfranken. 741 oder Anfang 742 war das Bistum Würzburg gegründet worden. Dr. Himmelsbach wies darauf hin, dass es zur Deutung der Gramschatzer Geschichte zwar typische Merkmale gibt, aber dass doch Vieles eher eine These oder Spekulation bleibt.
Als „spannender Ansatzpunkt“ beschrieb der Wissenschaftler seine Vermutung, dass der Turm der heutigen Pfarrkirche St. Cyriakus einmal zu einer Burg gehört hatte. „Sehr spezielle und merkwürdige Abbildungen auf Steinen im alten Turm“ würden darauf hinweisen. Zudem sei der Umbau einer Burg zu einer Kirche einst nicht ungewöhnlich gewesen.
Dirk Wiesner, der Sprecher des Arbeitsgemeinschaft 1250 Jahre Gramschatz, freute sich über das große Interesse an der Geschichte des Dorfes. „Ich habe heute gelernt, dass unsere Kirche eine Burg war und dass wir eigentlich Thüringer sind und erst später Franken wurden“, resümierte Dirk Wiesner bei seinen Dankesworten. Er lud zu weiteren Veranstaltungen im Jubiläumsjahr ein.
Am 23. Oktober wird Gerrit Himmelsbach in Gramschatz erneut einen historischen Vortrag halten. Dann geht es um den Gramschatzer Wald auf alten Landkarten.
Text: Irene Konrad
Fotos: Irene Konrad und Hanne Kremer